Der Weg zurück. ← 18. Januar 2012

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Am Sonntag wachte ich kurz vor Neun Uhr in der Früh auf. Der Wind hatte sich gelegt und der Morgendunst verschwand gerade. Auch das Wasser war ca 20cm gesunken und die Festmacher hingen tatsächlich knapp im Trockenen. Ich wagte einen Blick neben den Häuserzeile auf die Ostsee und befand, dass es ein schöner Tag werden würde. Ich erledigte noch kurz den Abwasch, leinen Los und tatsächlich klappte das Ablegemanöver ganz entspannt wie es immer klappen soll ;).

Als ich aus dem hafen tuckerte winkte mir ein Herr vom Kai zu; wahrscheinlich hat der auch gedacht: „Was’n doofer deutscher Depp – im Winter segeln“ ;) Mir war es egal, ich grüsste und lächelte zurück. Sofort nach der Hafenausfahrt setzte ich die Segel, setzte Kurs 219 Grad und liess den Motor verstummen. Die noch übrig gebliebenen, knappen 3Bf trieben mich Raumschots mit ca. 4kn gen Süden. Es war traumhaft ruhig und auch wenn der Wind von Minute zu Minute immer mehr einschlief begann ich die leichte Seefahrt zu geniessen. Die leichte Dühnung des gestriegen Tages lies das Gross Zeitweise etwas schlackern und mich merken, dass ich tatsächlich auf See bin und nicht im Hafen liege.

Ich bereitete mir unter Deck das Frühstück und beobachtete das Geschehen übder die Anzeige des AIS. Hier ein Dampfer gen Dänemark und da auch mal ein Pott gen Bremerhaven – ne, Bremerhaven wollte ich heute nicht mehr, Kiel würde vollkommen langen, doch sah der immer weniger werdende Wind nicht danach aus.

Wenigstens war es durch den geringen Wind, dem Kurs und auch die starke Sonne recht angenehm an Deck und ich begab mich zum Sonnenbad auf die Backbordseite. Nur mit meinem Windblocker obenrum bekleidet und eine Decke um die Hüften machte ich mich an eine alte Yacht Ausgabe und genoss die Luft und die Sonne.

Irgendwann sank die Geschwindigkeit der Beberich auf 2,7kn und die ETA stieg auf die dunklen Abendstunden. Ich schmiss den Diesel an und verzog mich zeitweise wieder unter Deck wo plötzlich die Dieselheizung ausgeht. Also wieder ab nach oben und 20l Diesel in den Tank. Die Dieselzuleitung der Heizung ist extra etwas höher am Tank angebracht als die des Motors. Das heisst, – geht die Heizung wegen Treibstoffmangel aus, gibt es noch ein paar Liter für den Motor und dann ist auch dort schluss. Ich überschlug den Verbrauch und auch wenn ich die Heizung bei einem solchen Dauereinsatz wie heute nicht genau abschätzen konnte war mein gedanke, dass 20l bis Kiel reichen müssten – knapp, aber das müsste reichen.

Ich genoss also weiter die Fahrt, wenn auch mit dem Motor. Manchmal an Deck in der Sonne, manchmal unter Deck am AIS. Der Autopilot fuhr westlich am Kiel Leuchtturm vorbei und in der Aussenförde entdeckte ich das erste mal andere Sportboote. Ganze vier Boot waren wir zusammen, die sich dort an einem wunderschönen Sonntag rumtummelten – im Sommer sieht das hier ganz anders aus.

Keine Seemeile nördlich vor der Friedrichsorter Enge auf einmal wieder Ruhe: Der Moto ist aus; haben die 20 Liter wohl doch nicht gereicht – na wenigstens etwas: Sven kann sich auch mal verschätzen *lach* – Aber das die heizung so viel Diesel frisst hätte ich wirklich nicht gedacht. Man oh man, das mss ich im Nachganz noch mal prüfen. Nun stand ich da, zwar auf der richtigen Seite im Fahrwasser, doch eben im Fahrwasser. Sofortiges setzen der Segel bringt die Beberich leider nicht wieder in Fahrt, es weht einfach kein Wind. Ich ziehe den nächsten Dieselkanister aus der Backskiste und fülle erneut Diesel in den Tank, „doch wie geht es nun weiter“, denke ich bei mir. „Nachdem die Dieselleitung leer gelaufen ist muss man Entlüften“ hatte ich mal gehört – „nur, äh, wie entlüftet man einen Motor?“. Ich hab keine Ahnung und musste nebenbei auch meine Nerven beruhigen, da ich doch etwas manövrierunfähig im Fahrwasser stand. Der nächste Pott war nicht fern und ein einfach wieder starten des Motors brachte keinen Erfolg. Ich rief Jörg an, der weiss sicherlich wie man so etwas macht. Tatsächlich, er wusste es, erklärte es und trotzdem konnte ich es nicht durchführen. Diese von ihm erwähnte HandDieselPumpe war einfach nicht zu finden – schnell wieder raus: Gucken ob alles in ordnung ist – ist es – wie geht es weiter? – Ich muss doch nicht wohl um Schlepphilfe rufen, oder etwa doch? – Mike! ich ruf Mike an – Dieser erklärt mir, dass ich es einfach ein paar mal mit starten des Motors versuchen soll, wenn noch nicht so viel Luft in den leitungen ist, dann solte der Motor sich selbst wieder Diesel ziehen. So ganz geheuer ist mir das nicht, aber was soll ich tun? – ich knie mich vor das Motorpanel und drücke kurz den Startknopf: Zack, brummt der Motor wieder wie geölt. Positiv überrascht traue ich dem Frieden noch nicht ganz, doch der Motor bleibt an und läuft ruhig wie immer. Perfekt, die Reise geht weiter und ich kann unter Motor die Friedrichsorter Enge passieren.

Eine halbe Stunde später entdecke ich Sarah auf der Blücherbrücke, noch kurz mit Speed um die Ecke, langsam rein in die Box vor der schon Sarah und ein Segelkollege warten um meine Vorleinen anzunehmen. Hätte ja normalerweise gut gepasst – zwei Leute – zwei Vorleinen,- doch leider habe ich nur noch Eine ;-) – Die ursprünglichen Vorleinen gingen leider am gestrigen Ritt nach Bagenkopp über Bord: Hatte ich sie zum trocknen an Deck gelegt … waren sie bei der ersten Windböe wech *lach*.

Fazit: Wieder ne Menge Erfahrung gesammelt, viel frische Luft, tolles Segeln und ein paar Stunden der Mann & das Meer. Grandios schön. Boote gehören halt ins Wasser, auch im Winter. An Land werden nicht nur die Eigner depressiv, da wette ich drauf!

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