Endlich Segeln! ← 2. Mai 2013

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Segeln

„Klar zum Gross setzten!“, rufe ich kurz hinter der Hafenausfahrt von Marstal. Der Wind weht nicht sehr stark, aber gleich beim Abbiegen ins Fahrwasser zwischen Halmo und Bredholm wird es einen schönen „Am-Wind“-Kurs geben und so rauscht die Beberich beim erwischen des ersten Windes auch sofort los! Wooohhaaaaaa! Keine Muschelbank, die durchs Wasser wartet sondern eine frisch geschliffene und gestrichene Beberich, die sofort auf über 6kn anzieht. Die Brise weht rund 3Bf und auf der Logge stehen 5,3 kn – und Diese zeigt auf der Beberich ca 1kn zu wenig an … ja, auch ich sollte mal wieder etwas die Geräte kalibrieren ;-)

Die Orenga segelnd im Fahrwasser Nordöstlich von Aero.

Die Orenga segelnd im Fahrwasser Nordöstlich von Aero.

Is aber in diesen Momenten egal. Das Wasser rauscht am Rumpf der Beberich vorbei und lege mir erstmal ein paar „Segelfeinde“ zurecht, die ich in den nächsten Minuten abnüddeln möchte. „Mal gucken ob ich es wenigstens noch etwas drauf habe“ grinse ich in mich hinein. Und ich habe es *fettgrins*, die Beberich läuft, der Kaiser fällt zurück und auch die Kiste dahinten mit ihren Laminatsegeln kommt nicht ran. Die andere Kiste lass ich mal kurz passieren und hole die Schoten kurz darauf wieder dicht um aufzuholen – ok, Prinzip immer noch verstanden ;-)

Die erste Stunde Segeln vergeht wie im Fluge und mit ihr auch der Wind. Er dreht immer südlicher, kommt irgendwann von Achtern und weht mit nicht mal mehr 5kn. Das ist nicht viel, dafür brennt die Sonne nun im Windschatten richtig. Während Frau S unter Deck schläft erliege ich der Versuchung das Wasser der ostsee zu testen: Bitter und rot-hautfärbend kalt, aber egal. Einmal die Badeleiter runter, Klamotten vom Leib und bis zum Hals in die Fluten eintauchen. Man, watt bitterkalt – aber erfrischend.

Flugpause auf der Beberich: Wer kennt dieses Tier?

Flugpause auf der Beberich: Wer kennt dieses Tier?

Als ich im Handtuch an Deck stehe gucken die Segler in ihrer Schwerwetterklamotte vor mir etwas verwirrt, merken aber dann auch, dass ihre Kleidung etwas falsch am Platze ist. Irgendwann motort der Kaiser an mir vorbei .. er hat ja auch irgendwie recht. So ohne Wind kommen wir nie an unsere heutiges Etappenziel. Also schmeisse auch ich die Maschine an, drücke den Hebel auf den Boden und schnappe mir die Orange etwas weiter westlich um gemeinsam mit ihr bis zum kleinen Belt zu motoren. Auch der kaiser wechselt bei meinem ziemlich freizügigen Anblick die Klamotten und wir geniessen die paar Seemeilen pewr Autopilot bis ich plötzlich auf der Windanzeige wieder etwas Wind ablesen kann. Kurz die nase in den Wind, wieder ein paar Klamotten mehr auf den Körper und Segel hoch.

Pünklich zum kleinen Belt gibt es hinter der Nordwestlandspitze von Aero wieder ne Prise Halbwind: Perfekt! Halbwindkurs bei ca. 7-10kn Wind bedeutet rund 6-7kn Fahrt mit der Beberich. Der Autopilot kostet wegen seiner noch auf die MuschelbankBeberich-Kalibriertheit immer etwas Performance – aber kann man sein leben besser geniessen als auf dem Vordeck in der Sonne zu geniessen und von seiner Frau einen Kaffeee-Latte mit Schokokeksen kredenzt zu bekommen? Nein, gibt es nicht – ihr müsst gar nicht erst nachdenken.

Segeln im Sauseschritt.

Segeln im Sauseschritt.

So brausen wir im Sauseschritt mit abnehmenden Wind gen Westen. Wie zuvor nimmt der Wind irgendwann wieder ab und ein motorender Kaiser kommt wieder auf unsere Höhe. Auch wir packen die Segel ein und motoren die letzte Dreiviertelstunde um die Nordwestzunge von Als um östlich nach Dyvig abzubiegen. Noch eben durch die kleine und wirklich flache Enge im südwesten vom Badehotel Dyvig. Keine 50 cm sind teilweise unter dem Kiel und ein paar Meter weiter nördlich würden wir wahrscheinlich schon 1 Meter im Sand stecken ;) Etwas Konzentration ist hier gefordert bevor man dann diesen unbeschreiblichen Blick auf das Badehotel Dyvig geniessen kann. Die Kleinen Segler beenden gerade ihre Opti-Regatta und einer der Kleinen kennt seine Vorfahrt ganz genau und wendet schön vor unserem Bug, so dass ich ihm ein zweites Mal ausweichen darf: Dieser kleine, fiese Möpp. Aber ehrlich, ich hätte es auch gemacht *lach* – der dicke Pott da unter Motor, und dann noch nen Tourist – der kann schön ausweichen.

Badehotel Dyvig mit Optiregatta.

Badehotel Dyvig mit Optiregatta.

Wir legen dieses Mal in einer Box an und verpassen die Leeleine. Für uns als langsam wirklich gut eingespieltes Team kein problem. Erstaml festmachen und dann noch mal langsam nach achtern ziehen um die Leeleine zu belegen. Dauert ein paar Minuten, wird aber entspannt durchgeführt und wir können zum Kaiser um beim Anlegen zu helfen.

Beberich in der Abendsonne.

Beberich in der Abendsonne.

Das Badehotel Dyvig hat einfach ein tolles Flair. Schön geschütze Bucht mit super tollen Saitären Einrichtungen, nettem Hafenmeister und eigentlich immer proppen voll. Heute geht es, denn es ist halt noch ziemlich früh im Jahr und immer noch kühl. Auch wenn wir tatsaächlich einen Wärmegewinn innerhlab eines Tages spüren können – ohne Sonne bleibt es kalt und das Grillen wird bald nachdem die Sonne verschwunden ist beendet.

Badehotel Dyvig in der Dämmerung.

Badehotel Dyvig in der Dämmerung.

Halb motoren / halb Segeln. Schonmal ein schöner Tag – und zusammen mit der Orenga wirklich ein superschönes Zweibootsegeln.

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